Adesso però- serie : ruins : bookcase - Ettore So...

Ruinen
Ich habe diese Ausstellung „Ruinen“ genannt, weil das Wort „Ruinen“ im Moment mehr denn je zu erklären scheint, wie ich mich fühle.
Früher nannte ich einige meiner Entwürfe oder Broschüren „Esercizi Formali “, was bedeutete, dass ich mich nicht „engagiert“ fühlte, zumindest nicht so wie es klassische Intellektuelle tun. Also habe ich Dinge getan, bei denen jede Verpflichtung entfernt und indirekt sein könnte.

Ich hätte nie ernsthaft gedacht, dass allumfassende Projekte existieren könnten, um die Welt und die Menschheit zu retten, und noch weniger war ich in der Lage, ein eigenes persönliches System zu entwerfen. Ich habe mich nie als Missionar gefühlt oder jemals gedacht, es sei meine Pflicht, Seelen oder Nationen oder noch weniger die Gesellschaften auf diesem Planeten zu retten.

Jetzt merke ich jedoch, dass Missionare jeder Art so viel mit ihren wunderschönen Entwürfen getan haben, dass ich das Gefühl habe, immer tiefer in eine riesige Wüste von Ruinen gewandert zu sein, und alles, was ich tue, was auch immer mir in den Sinn kommt, scheint sich sofort zu verwandeln eine Ruine. Es scheint eine einsame Präsenz zu werden, deren Gründe ich selbst immer weniger verstehe, deren Verbindungen zum Rest für mich immer mehr ein Rätsel sind.

Alles, was ich tue, wird zu einer immer zufälliger werdenden, mysteriösen Präsenz, so wie Ruinen in einer Wüste mysteriös sind - bevölkert von Überresten antiker, inzwischen unverständlicher Geologien, Überresten von alten, verdunsteten Regenfällen, von Überresten unbekannter, verschwundener Vegetation.

Vielleicht bleibt mir nichts anderes übrig, als zwischen Ruinen zu wandeln, und wenn ich entwerfe, habe ich kein anderes Schicksal als Ruinen zu produzieren. Ich meine, Entwürfe sind ohne Erklärung in die Mitte von Millionen anderer Entwürfe gefallen, deren Logik, Bindemittel und Verbindungen dies tun werden Sei mir niemals bekannt.

Ettore Sottsass, 1992

versilbert